Was kommt nach dem Streik?

2015-07-03 20:54
von Susanne Günsch

wie Sie wirkliche gesellschaftliche Anerkennung gewinnen

Aus dem Schlangen-Projekt in Kiga Böhmerwald
Aus dem Schlangen-Projekt in Kiga Böhmerwald

ErzieherInnen und Sozialpädagogen streiken aus gutem Grund für eine angemessene Vergütung und mehr Anerkennung ihres anspruchsvollen Berufs. Mehr Geld wird durch den Streik und die anschließenden Tarifverhandlungen wohl gezahlt werden. Wem allein die Zahl auf dem Gehaltszettel als Anerkennung reicht, ist dann auch zufrieden.

Aber wirkliche Anerkennung erreichen Sie anders, nämlich indem deutlich wird, was Sie täglich tun und die Gesellschaft daran teilhaben lassen. Lassen Sie andere sehen und erleben, was Sie den ganzen Tag tun und welchen Nutzen es hat, Denn neben der Anerkennung für den Beruf geht es auch um Anerkennung für frühkindliche Bildung und ihre gesellschaftliche Bedeutung. Hier gilt es die Bildungsprozesse durch Dokumentation sichtbar werden zu lassen – und das nicht nur für Eltern.

An den Kitas in Reggio Emilia kann man sich dabei gut orientieren, denn sie haben den Dialog und die Partizipation erfolgreich kultiviert und betreiben so eine hervorragende Öffentlichkeitsarbeit. (Lesen Sie dazu meinen Blogbeitrag „Reggiopädagogik und Fundraising“.)

Das schaffen Sie auch! Erzählen Sie Geschichten aus der Kita. Welche Fragen haben die Kinder? Welche Themen entstehen daraus? Wie sind die Lernwege – die der Kinder und die der Erwachsenen? Wie kommen sie den Geheimnissen auf die Spur? Wohin gehen Sie mit den Kindern um etwas herauszufinden oder kennenzulernen? Dokumentieren Sie also Ihre Projekte und Entstehungsgeschichten – also die Entwicklung und das Potenzial von Kindern und ihre Beiträge als PädagogInnen dazu. Sehen Sie hin, was die Kinder tun und machen Sie Fotos oder Videosequenzen und hören Sie hin, was Kinder sagen und schreiben es auf. So werden die Gedanken der Kinder plastisch. Das präsentieren Sie dann – öffentlichkeitswirksam, sodaß man Ihren Beruf erleben kann und Ihre Tätigkeit plastisch wird! Dazu können Sie die Zeitung wählen oder aber auch das Schaufenster eines Geschäfts, das eigene Sommerfest, das Rathaus etc. Laden Sie Gäste zur Vernissage ein.

Stellen Sie das Profil Ihrer Einrichtung und Ihre Überzeugungen in den Mittelpunkt. Natürlich sorgt die Kita mit ihren Öffnungszeiten und ergänzenden Angeboten für Vereinbarkeit von Familie und Beruf und ist insofern ein Dienstleistungsangebot an die Eltern. In erster Linie ist die Kita jedoch erste Bildungseinrichtung für die Kinder. Sie machen dort Erfahrungen, die sie im Elternhaus nicht machen können, bauen Beziehungen zu fremden Kindern und auch Erwachsenen auf und lernen sich auseinanderzusetzen. Sie kooperieren, halten Frustrationen aus, gewinnen Selbstvertrauen und entwickeln ihre eigenen Lernstrategien. Das ist die Basis für alles spätere Lernen. Darum ist die Kita auch die wichtigste Bildungseinrichtung für Kinder. Hier kommt für die Eltern die Beratung zur Entwicklung von Kindern zur Dienstleistung hinzu. Das ist ein ganz wesentlicher Baustein für die Weiterentwicklung von Gesellschaft. Hier gibt es auch den Bezug zu weiteren Kreisen:

Versuchen Sie, Menschen in Wirtschaft, Politik, Kultur, Soziales, Bildung zu erreichen und nutzen dazu Ihr Netzwerk bzw. knüpfen und erweitern Sie eines. Beziehen Sie Eltern und KollegInnen mit ein – so gewinnen Sie Unterstützer, die auch zu Freunden und Förderern werden können.

Sie können auch Leserbriefe schreiben und sich so in die Debatte um die Bedeutung frühkindlicher Bildung einbringen. Auch Stadtfeste sind eine gute Gelegenheit, die Arbeit in der Kita, über die Werbung für freie Plätze hinaus, vorzustellen.

Betreiben Sie Marketing und Ihr Markt ist größer als nur die Eltern mit Kindern in Ihrer Umgebung.

Wie das gehen kann? Sie müssen es wirklich wollen! Tragen Sie aktiv dazu bei, welches Bild in der Öffentlichkeit von der Kita entsteht und verabschieden sich von der „Insel der Animateure“. Das ist vielleicht etwas drastisch formuliert, trifft aber wahrscheinlich die öffentliche Wahrnehmung. Sie können klein anfangen und daran wachsen. Es ist eine Teamaufgabe, aber ohne Leitung nicht möglich. Ihr Träger muss ebenso dabei sein. Für die Außenwirkung und Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist das wichtig, auch daß es Menschen mit Namen und Gesichtern gibt. Das Team muss diese Denkweise und Intention täglich durch seine Arbeit verkörpern, sonst überzeugen Sie nicht.

Ich unterstütze Sie gerne dabei mit meinem Know-how.

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